Dies war eine Schlussfolgerung, welche Frau Florence Develey in ihrem Vortrag zum Thema «Frauengeschichten, Weiblichkeit in der Bibel» bei den Odd Fellows in Thürnen zog.
In ihren Ausführungen hatte sie zuvor schlüssig dargelegt, dass die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies eine Voraussetzung für die Entwicklung der Menschheit gewesen war. Erst durch den Entzug der paradiesischen Verhältnisse wurde der Mensch gezwungen, selber Verantwortung zu übernehmen, selber zu denken und zu handeln. Die Frage, ob Eva sich der Tragweite ihrer Handlung bewusst war, oder ob sie beim Anblick des schönen Apfels doch nicht eher der Versuchung erlegen war, wird aber wohl nie abschliessend beantwortet werden können…
Anhand weiterer Geschichten zeigte Frau Develey auf, dass Frauen schon in biblischen Zeiten durchaus fähig gewesen waren, eigenständig und strategisch zu denken. Damit waren sie ihren Männern oft sogar überlegen. Etwa die List mit der Sara, die Frau Abrahams, mit Hilfe ihrer Sklavin Hagar zu «ihrem» Kind kam, oder wie Rebekka es anstellte, dass ihr Lieblingssohn Jakob, der als jüngerer Bruder von Esau nach geltendem Recht nicht erbberechtigt gewesen wäre, den Erstgeburtssegen von seinem erblindeten Vater Isaak erschlich und damit dessen Erbe antreten konnte.
Leider reichte die Zeit nur, um auf wenige Beispiele näher einzugehen. Sie genügten aber Frau Develey um aufzuzeigen, welche Schatztruhe an Berichten die Bibel darstellt und welch eindrückliche – auch heute durchaus relevanten - Geschichten dort zu finden sind. Wie sich die Hirtin Rebekka und Jakob kennenlernten sei ihrer Meinung gar die schönste Liebesgeschichte, die sie kenne.
Das Vortragsende kam für alle zu früh.
Als studierte und promovierte Theologin, als Pfarrerin und begabte Rednerin verstand es Frau Develey, uns ihre Protagonistinnen sehr bildlich und deren Motive und Handlungen – und gelegentlich deren Schwächen – lebensnah erscheinen zu lassen.